Brandgefahren durch leistungsstarke Akkus

Mit der Leistungsfähigkeit und der Vielfalt ihrer Einsatzgebiete steigt die
von Akkus ausgehende Brandgefahr
Hohe Energiedichte, hohe Brandgefahr!
Wie sonst kaum eine andere Technologie hat die Lithium-Ionen-Technologie in wiederaufladbaren
Batterien bzw. Akkumulatoren unser tägliches Leben geprägt. Sie sind heute ein wichtiger
Bestandteil der modernen Technik und in einer Vielzahl von Geräten – vom Akkuschrauber über E-Bikes bis hin zu Gartengeräten und anderen Werkzeugen – enthalten. Mit ihrer steigenden
Leistungsstärke erschließen sich immer mehr Einsatzgebiete, allerdings steigt damit auch die
Brandgefahr. Die Techniker der Brandverhütungsstelle im Burgenländischen
Landesfeuerwehrverband raten daher zum sorgsamen Umgang mit Akkus beim Laden, bei der
Verwendung, Lagerung und Entsorgung und warnen vor der Verwendung kostengünstiger Nachbau-Produkte.


Lithium-Ionen-Akkus sind wahre Kraftpakete und kommen nicht zuletzt aufgrund ihrer enormen
Leistungsfähigkeit immer häufiger zum Einsatz. „Die Anzahl der im Haushalt verwendeten Akkus ist
in den letzten Jahren stark gestiegen und sie wird weiterwachsen“, erklärt dazu BFR Ing. Martin
Mittnecker, Leiter der Brandverhütungsstelle im Burgenländischen Landesfeuerwehrverband. Die
Einsatzgebiete gingen mittlerweile weit über die Verwendung in Artikeln des täglichen Bedarfs (z.B.
Zahnbürsten), in Smartphones und in der Unterhaltungselektronik, in Spielsachen, im Haushalt (z.B.
Saugroboter) oder im Modellbau hinaus: „E-Bikes, Hoverboards, Gartengeräte wie Rasenmäher,
Elektrosensen und Laubbläser aber auch Werkzeuge wie zum Beispiel Bohrmaschinen,
Winkelschleifer, Stich- und Handkreissägen werden heute vielfach mit Akkus betrieben“, nennt
Mittnecker nur eine kleine Auswahl jener Geräte, die eines gemeinsam haben: Sie alle werden durch leistungsstarke Akkus mit Energie versorgt. „Der Haken daran ist, dass mit der wachsenden
Anzahl und der steigenden Leistungsfähigkeit der Akkumulatoren auch die Brandgefahr zunimmt –
wenn sie nicht fachgerecht gehandhabt werden“, erklärt Mittnecker.
Die steigende Brandgefahr lässt sich auf drei Faktoren zurückführen: Ersten müssen die Akkus
immer leistungsfähiger werden. Dabei spielt insbesondere in der E-Mobilität das Gewicht des Akkus
eine große Rolle. Die Energiedichte ist im Vergleich zur früheren, konventionellen
Batterietechnologie um ein Vielfaches größer, wodurch sich das Schadensausmaß im Brandfall
deutlich erhöhen kann.


Zweitens können Tiefentladungen eines Akkus schwerwiegende Folgen haben. Eine Lagerung bei
tiefen Temperaturen können einzelne oder mehrere Zellen vorschädigen. Dadurch werden die
Zellen instabil und können beim nächsten Ladevorgang einen Brand verursachen. Ebenso ist die
Verwendung eines ungeeigneten Ladegeräts brandgefährlich, warnt der Experte. Ein falsches
Ladegerät kann den Akku elektrisch überlasten.
Durch die massiv gestiegene Anzahl der in Verwendung stehenden Akkus nimmt auch die Zahl der
Schadensfälle kontinuierlich zu. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich die Anzahl der durch Akkus
verursachten Brände praktisch verdoppelt, erklärt Ing. Mittnecker.


Hohe Energiedichte in modernen Lithium-Systemen
Für viele neue Einsatzzwecke – neben der E-Mobilität auch in den erwähnten „Powertools“ –
kommt es auf die Kombination aus geringem Gewicht und hoher Energiedichte der Akkus an. Die
Lithium-Technologie ist hierfür das System der Wahl. Besonders häufige Anwendungen sind neben
der Unterhaltungselektronik (Handy, Tablet, Laptop-PCs) daher auch diverse Werkzeuge und
Gartengeräte, die meist mit Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet sind. Die auf Lithium basierenden
Akkus besitzen von allen wiederaufladbaren Systemen die höchste Energiedichte und können daher
am meisten Energie bezogen auf das Zellvolumen abgeben. Die Energiedichte von Lithium-IonenBatterien ist deutlich höher als bei einer StandardNickel-Cadmium-Batterie, die Spannung pro Zelle
(3,6 V) ist sogar dreimal so hoch wie bei Batterien auf Nickelbasis (1,2 V pro Zelle).

Sachgemäßer Umgang ist oberstes Gebot
„Der wahrscheinlich wichtigste Vorteil der Lithium-Technologie ist ihre wesentlich höhere
Leistungsstärke im Vergleich zur konventionellen Batterietechnologie auf Basis von Blei oder NickelCadmium“, betont Martin Mittnecker. Dadurch erfordere sie auch einen sorgfältigen Umgang:
„Kommt es infolge einer mechanischen Beschädigung, einer Überladung oder einer Überhitzung des
Akkus zu einem Defekt, kann es zu einem brandgefährlichen Zustand einzelner oder mehrerer
Zellen kommen. Die Zelle öffnet sich und bläst ihren Inhalt unter Überdruck nach außen ab. Dabei
entsteht meist ein Feuer oder der dabei austretende Rauch entzündet sich und verursacht eine
Stichflamme.“ Befinden sich brennbare Gegenstände bzw. Materialien in der Umgebung, sei dies
der Auftakt zur weiteren Brandausbreitung.
Sowohl mechanische Beschädigungen als auch thermische Belastungen müssten daher vermieden
werden; ebenso eine Überladung, die wiederum zu einer starken Temperaturerhöhung führen
könne: „Grundsätzlich gilt, dass vor jedem Ladevorgang der Akku und das Ladegerät auf
augenscheinliche Schäden begutachtet werden sollen. Empfehlenswert ist, dass nach Beendigung

des Ladevorgangs der Akku vom Ladegerät und letzteres vom Stromkreis getrennt wird“, empfiehlt
Mittnecker.


Richtiger Umgang mit hochentwickelten „Energiebündeln“
Worauf muss also bei der Verwendung solcher hochentwickelter „Energiebündel“ geachtet
werden? Die Experten der Brandverhütungsstelle im Burgenländischen Landesfeuerwehrband
verweisen diesbezüglich auf drei grundlegende Sicherheitstipps:
„Zum einen geht es um die bewusste, sorgfältige Handhabung und Aufbewahrung der Akkus. Nicht
nur beim Betrieb, sondern auch bei der Lagerung sollten zu hohe aber auch zu tiefe Temperaturen
vermieden werden“, rät Mittnecker. Ein typischer Fall hierfür sind die Akkus von modernen E-Bikes.
Werden diese über den Winter nicht in einem geschützten Bereich (bspw. im Keller), sondern im
Freien oder Bereichen, die nicht frostgeschützt sind, gelagert, kann es zur Tiefentladung des Akkus
und einer nur schwer erkennbaren Schädigung einzelner Zellen kommen. Wird der Akku im Frühjahr
dann erstmals wieder aufgeladen, ist die Gefahr der Brandentstehung besonders groß.
Zweitens gilt es, mechanische Beschädigungen zu vermeiden: Weist ein Akku bzw. dessen Gehäuse
eine sichtbare Beschädigung auf, darf er keinesfalls mehr an ein Ladegerät angeschlossen oder in
Betrieb genommen werden. „Ein beschädigter Akku muss unbedingt ersetzt und fachgerecht
entsorgt werden“, so BFR Mittnecker. Keinesfalls dürfen Akkus oder auch Standardbatterien im
Hausmüll landen. Drittens sollten immer nur Originalprodukte oder vom Hersteller freigegebenes Produkt
verwendet werden – das gilt für die Akkus ebenso wie für die Ladegeräte. Nur bei einem vom
Hersteller mitgelieferten oder von diesem empfohlenen Ladegerät besteht die Gewissheit, dass das
Lademanagement des Ladegeräts mit den einzelnen Zellen kommuniziert. Umgekehrt entsprechen
billige Nachbau-Akkus oftmals weder in der verwendeten Technologie noch in der
Verarbeitungsqualität den Vorgaben des Herstellers. „Alleine in Oberösterreich ist es im Vorjahr zu
zehn Bränden gekommen, weil billige Nachbau-Akkus eines Qualitätsanbieters verwendet wurden.
Die Kosten-Nutzen-Relation ist also eindeutig: Verwenden Sie nur Originalprodukte oder vom
Hersteller freigegebene und empfohlene Akkusysteme“, empfiehlt Mittnecker.
Werden diese drei grundlegenden Sicherheitshinweise berücksichtigt, steht der Verwendung von
leistungsstarken Batterie- bzw. Akkusystemen nichts im Wege. „Bei ordnungsgemäßem Umgang
und sachlicher Handhabung sind moderne Lithium-Systeme vergleichsweise sicher“, erklärt der
Brandschutzexperte: „Werden sie aber außerhalb ihrer Spezifikation betrieben oder gelagert,
können sie im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich sein!“

Sicherheitstipps für leistungsstarke Akkus
Passendes Ladegerät verwenden!
Verwenden Sie ausschließlich das zugehörige, für den jeweiligen Akku bestimmte bzw. vom
Hersteller freigegebene Ladegerät. So lassen sich Kurzschlüsse durch Überladungen vermeiden. Die
Geräte sind aufeinander abgestimmt und erkennen den Ladezustand.
Extremtemperaturen vermeiden!
Schützen Sie Ihren Akku vor zu hohen ebenso wie vor zu tiefen Temperaturen. Vermeiden Sie
direkte Sonneneinstrahlung. Beim Laden und beim Betrieb der Geräte darf die Wärmeabgabe nicht
behindert werden!
Unter Aufsicht bzw. überwacht laden! Wenn möglich, laden Sie Ihren Akku tagsüber und bleiben Sie beim Ladevorgang in der Nähe – vor
allem beim Aufladen größerer Akkus wie z.B. bei E-Bikes. Der Ladebereich sollte von einem
Rauchwarnmelder überwacht werden. Prüfen Sie vor dem Ladevorgang ihren Akku und das
Ladegerät auf augenscheinliche optische Schäden.

Nicht brennbare Unterlage verwenden!
Laden Sie Akkus vorzugsweise auf einer nicht brennbaren Unterlage – bei größeren Akkus wie bspw.
bei einem Akkuschrauber oder einem E-Bike ist eine Metallbox hilfreich. Entfernen Sie wenn
möglich alle brennbaren Materialien in unmittelbarer Nähe. Auch kleinere Akkus sollten nicht auf
oder in der Nähe von brennbaren Gegenständen (z.B. auf einer Tischdecke, im Bett oder in der
Nähe von Papier) geladen werden.


Auf Beschädigungen und Erhitzung achtgeben!
Bei mechanischer Beschädigung oder Verformung sollte das Gerät überprüft und der Akku
vorbeugend erneuert werden. Beschädigte oder verformte Akkus dürfen keinesfalls mehr genützt
und/oder geladen werden! Warnzeichen sind z.B. Verformungen, Sengspuren, Geruch, Erhitzung
oder Verfärbungen.


Vorsicht beim erstmaligen Laden!
Lassen Sie beim erstmaligen Laden eines Akkus besondere Vorsicht walten, und auch, wenn der
Akku vorher lange nicht genutzt wurde (z.B. nach der Winterpause beim E-Bike).


Vorsicht bei metallischen Gegenständen!
Lassen Sie die Akkukontakte außerhalb der Geräte nicht in Berührung mit metallischen
Gegenständen kommen (z.B. Münzen, Schlüsseln usw.) und vermeiden Sie einen Kurzschluss.

Beim Lagern und vor dem Entsorgen: Batteriepole abkleben!
Da Batterien niemals vollständig entladen werden, sollten sichtbare, offene Pole mit einem
Klebeband abgeklebt werden, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Nicht mehr verwendete Batterien
bzw. Akkus gehören keinesfalls in den Restmüll. Sie enthalten neben Lithium weitere wertvolle
Rohstoffe. Kleben Sie daher die Pole mit Klebeband ab und geben Sie den Akku mit dem Hinweis,
dass es sich um einen Lithium-Ionen-Akku handelt, beim nächstgelegenen Altstoffsammelzentrum
ab. Dies gilt insbesondere bei offensichtlich beschädigten Akkus.

Was tun, wenn’s trotzdem brennt?

ALARMIEREN – RETTEN – LÖSCHEN
Diese Reihenfolge ist ebenso wichtig wie  RUHE BEWAHREN
Misslingt der eigene Löschversuch, den Raum (bei geschlossenen Fenstern) verlassen und
Türe schließen.

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